Ein helles, irritierendes Knistern reißt mich für einen kurzen Augenblick aus der Konzentration und ich wende meinen Blick ab von dem Geschehen, das ich bisher gebannt verfolgte. Mit der reflexhaften Drehung meines Kopfes in Richtung des soeben erwähnten Geräusches, nehme ich einen dezenten Parfumgeruch wahr, während sich das Licht plötzlich ändert, was meine Bewegung ebenso innehalt lässt, wie die blitzartige Erkenntnis, dass es sich bei dem Geräusch ohne Zweifel um die Befreiung eines Hustenbonbons oder einer vergleichbaren Halspastille aus dem garantiert nicht knitterfreien Papier handeln muss. Diese, mich ob der störende Lautstärke des Geräusches leicht verstimmende Erkenntnis, provoziert ein instinktives und unmittelbares Zurückdrehen meines Kopfes in Richtung der Bühne, die inzwischen nicht nur eine in neues Licht getauchte Szenerie offenbart, sondern gleichzeitig den unvermittelten Auftritt einer Schauspielerin, der eine leichte, dennoch spürbare Luftbewegung verursacht. In wunderbarer Gleichzeitigkeit der für die Zuschauenden weitestgehend im Verborgenen bleibenden Bühnenabläufe, vollzieht sich durch das Zusammenwirken von Musik, Licht, Sprache und Arrangement der beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler ein atmosphärischer Wandel, der mich schlagartig das Bonbonpapierraschelgeräusch vergessen und mich wieder tief in das Bühnengeschehen eintauchen lässt...
LIEBES PUBLIKUM, all das kann sich in einem einzigen Augenblick abspielen und allein dieser Augenblick offenbart uns den Reichtum eines ganzen Theaterabends für unsere Sinne und unser Denken. Ein Ereignis, das wir nur mit anderen teilen können, wenn wir es gemeinsam erleben.
Ich freue mich auf Sie!
Ihr Thomas Braus